
Veränderung ist Leben. Nur was, wenn die Veränderung plötzlich mich meint?
In der spirituellen Szene wird oft davon gesprochen und viele haben es gehört „die einzige Konstante ist die Veränderung“.
Natürlich habe auch ich diesen Satz innerlich immer abgenickt. Mein Leben war nie lange konstant. Mit Mitte 20 habe ich bei 17-mal Umziehen aufgehört zu zählen. Heute bin ich Anfang 40 und auch wenn ich schon gefühlte tausend Male neu angefangen habe, so waren die letzten fast 10 Jahre von vielen Konstanten geprägt. Innerlich kam eine Stimme der Beruhigung auf, „vielleicht darfst du endlich mal eine Runde aussetzen. Vielleicht hast du dein Soll in diesem Leben erlebt“ und so betrachten wir aus dem vermeintlichen Status von Sicherheit die Veränderung, die um uns passiert. Möglicherweise fühlen wir mit, denn erlebt haben wir sie alle schon und doch sind wir vielleicht insgeheim innerlich froh, wenn wir nicht gemeint sind.
Im Wochenbett, kurz nachdem ich Mutter geworden bin, hat mich eine Riesenwelle des Schmerzes erfasst und förmlich zu Boden geschmettert. Warum hatte mir nie jemand gesagt, dass Muttersein immer nur Abschied bedeutet????!!!! Leben entsteht, der erste Abschied ist die Geburt, der zweite vielleicht das Abstillen, dann eine Krabbelgruppe, Babysitter, Kindergarten. Und schon wieder endet eine behütete Zeit. Die Volksschule wirkt so groß und weit aus der Perspektive des behüteten Kindergartens. Und weiter geht es Schritt um Schritt. Die letzten Male, in denen das Kind sich unter dem Pullover vergräbt und Baby spielt. Die letzten Male die Welt und das Universum für dein Kind sein, bevor dein Kind merkt, dass auch du in der Früh und vor dem Zähneputzen Mundgeruch hast und immer öfter langweilig und nervtötend bist.
Und ich ahnte schon einige Jahre vorher die Unausweichlichkeit: Die Riesenwelle der Veränderung kam und dieses Mal meinte sie mich allein. Manchmal fühlte ich mich wie im Auge eines Orkans, manchmal verdunkelte sich die Welt um mich, manchmal riss es mein Herz in Teile und der Schmerz war unerträglich.
In diesen Momenten bringt kein Vergleich etwas „Andere Menschen müssen viel Schlimmeres erleben, sei froh …“ in diesen Momenten bringen auch keine weisen Sprüche mehr was „wenn der Wind der Veränderung weht …“ blablablaaa.
Dank der Arbeit mit meiner Lehrerin weiß ich es heute mehr denn jemals. Es geht darum zu fühlen!!!! Die Wellen rollen über uns und wir können lernen, uns selbst dabei nicht stehen zu lassen. Es geht darum, das Handy mal wegzulegen, um die Schattierung wahrzunehmen. Keine neuen Kontakte über den Schmerz zu legen. Keine Reisen zu planen oder die nächste Ausbildung, um durch Vorfreude auf das Neue abzulenken. Uns nicht mit esoterischen Geschichten von „Alles hat seinen Sinn“ einlullen zu lassen. Darum geht es doch nicht! Und wir wissen alle, dass irgendwo ein Sinn steht, um uns eines Tages mit etwas Glück zu erhellen. So verdammt blöd das ist und so gerne ich denken würde, „jetzt ist es vorbei und ich bin drüber weg“ es geht darum innezuhalten. Leeren Raum auszuhalten. Das Ziehen des Vakuums zu verkraften. Und auch wenn heute das Licht der Hoffnung meinen Horizont erstrahlen lässt, so ist es kein Rückschritt, wenn ich morgen trotzdem keinen Ausweg erkennen kann. Wachstum ist nicht linear. Heilung auch nicht.
Und so fahre ich des nächtens durch die Dörfer und auf einmal dämmert mir, all das ist nur Vorbereitung! All die Abschiede ins Ungewisse, all die letzten Male, all das Hindurchgehen und Wissen um das letzte Mal ist nur die eine Vorbereitung: auf das Lebensende.
Und so übe zu fühlen, damit du den Weg kennst. Lass dich nicht stehen, damit du die Verbindung hältst. So sei da, denn das ist dein Leben!
Auch wenn es hart ist und manchmal unmöglich klingt. Wir haben immer die Wahl.